Nachtwanderung durch die Göhrde
06.11.2006
Was uns eine Fleder Maus dazu geschrieben hat:
Ich traute meinen Ohren nicht. "Hier spricht die Polizei" tönte es aus dem Lautsprecher. "Wir erklären Ihre Zusammenkunft zu einer Versammlung, die unter dem besonderen Schutz von Artikel 8 des Grundgesetzes steht. Sie haben das Recht hier zu demonstrieren. Dieses Recht werden wir schützen." Hatte jemand diesem Einsatzleiter Tropfen in den Tee getan? Oder hatte der was besonders gutes geraucht? Da mußte doch irgendwo ein Haken sein!
Die Auflösung des Rätsels ließ nicht lange auf sich warten. "Die Leiterin oder der Leiter dieser Versammlung wird gebeten, zu dem Wagen hier mit Blaulicht zu kommen, damit wir den weiteren Verlauf besprechen können." - Pause. - "Ich fordere den Leiter oder die Leiterin dieser Versammlung auf, hierher zu kommen, damit wir kooperieren können, wie das Versammlungsgesetz es vorsieht. Das wäre nett!" Nun handelte es sich bei diesem nächtlichen Treffen in Leitstade, dem völlig einsam gelegenen Bahnhof mitten in der Göhrde, um eine Zusammenkunft ausgesprochen autonomer Persönlichkeiten wendländischer Prägung. Eine Versammlungsleiter? Das war gerade mal gut für einen Kalauer. Die hatten alle zuhause gelassen. Und verantwortlich war jede und jeder für sich selber, ist doch klar.
Die Idee des Oberschergen war sowieso Quatsch! Die wollten sich doch gar nicht versammeln, im Gegenteil: nach einem ausgedehnten Schwätzchen begann die Gruppe von etwa 60 Personen, sich gezielt zu ent-sammeln! In alle Richtung entfernten sich Grüppchen und Gruppen in die Dunkelheit. Vier Entsammlungsteilnehmer auf Nachtwanderung, ein ganzer Bulli hinterher plus ein zehnköpfiger Trupp Taschenlampenträger: das Verhältnis war oK! Vielleicht ein bißchen schade für die Uniformierten, die obendrein im Unterholz den Anschluß verloren! Den Göhrde-BewohnerInnen machte es jedenfalls Spaß.
Die Gesamt-Einsatzleitung Castor drückt in diesem Jahr auf das Tempo. Kein Wunder: jedes Jahr 23.000 Beamtinnen und Beamte im Dauereinsatz für eine Blechbüchsen-Verlegung, sowas kostet! Also wollen sie gerne möglichst schnell durch sein mit ihrem 10. Atommülltransport nach Gorleben. Die Abfahrt in Valognes haben sie deshalb auf Freitag abend vorgezogen; theoretisch kann der Zug schon in der Nacht auf Sonntag in Lüneburg eintreffen. Da ist es nur sinnvoll, sich rechtzeitig darauf einzustellen, daß der Widerstand dagegen auch zu nächtlicher Stunde nötig sein kann.
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